Normalerweise liegt es uns fern, irgendwelche Verbrauchertipps zu geben, das können andere besser als wir. Jedoch möchten wir im Zeichen einer aufkommenden Energiekrise dem mündigen Bürger ein paar kleine und große Optionen aufzeigen – von uns nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen – damit Sie in Ihrer Wohnung oder Ihrem Haus auch künftig gut über den Winter kommen.
Durch die Gasknappheit wird nicht nur das Heizen teurer, denn durch die hierzulande übliche Gasverstromung kommt es auch zum deutlichen Anstieg des Strompreises. Bitte rechnen Sie im kommenden Winter mit einer drei bis viermal höheren Gasrechnung gegenüber dem Vorjahr und versuchen sie entsprechend finanzielle Rücklagen dafür zu bilden.
Der Strompreis wird sich dank der preisgünstigen erneuerbaren Energien, die zu 41% dem deutschen Strommix beitragen, nicht ganz so stark erhöhen: Rechnen Sie erst einmal mit einer Verdopplung Ihrer Stromkosten, das liegt insbesondere an der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.
Der Gasverbrauch in Deutschland teilt sich etwa zur Hälfte zwischen Industrie und Privathaushalten auf. Um im Eigenheim auf die steigenden Energiepreise kurzfristig mit Gegenmaßnahmen zu reagieren, empfehlen wir an der Anlage die Heizkurve anzupassen, denn die meisten installierten Heizanlagen laufen im Standardbetrieb im Komfortmodus, der noch reichlich Einsparpotential bietet. Wenn Sie vor dem Winter noch einen Handwerker bekommen, machen Sie an Ihrer Heizungsanlage für wenige hundert Euro einen hydraulischen Abgleich; den bekommen Sie zur Zeit zu 20% finanziell gefördert.
Mittelfristig sollten Sie in Ihrem Heim über eine möglichst große Photovoltaikanlage auf Ihrem Dach und/oder an Ihrer Fassade nachdenken. Fangen Sie mit den Überlegungen und Planungen lieber früher als später an, denn die Wartezeiten betragen aufgrund der gestiegenen Nachfrage, den Lieferengpässen und dem Fachkräftemangel derzeit viele Monate. Das sog. Osterpaket zur Förderung der erneuerbaren Energien ist beschlossen. Die Vergütungssätze für die Teileinspeisung und Volleinspeisung von Solarstrom ins Netz werden deutlich angehoben. Zur Vermeidung von abwartendem Verhalten gelten die erhöhten Einspeisevergütungen ab sofort. Das Gesetz enthält nun einen neuen, separaten und noch einmal deutlich höheren Vergütungssatz für Solaranlagen, die in einem Kalenderjahr den gesamten Strom ins Netz einspeisen. Diese sog Volleinspeiser, die also ihren selbst erzeugten Strom nicht zum Eigenverbrauch nutzen können oder wollen, bekommen als Anreiz, dennoch in eine Photovoltaikanlage zu investieren, eine noch einmal etwa 50% höhere Einspeisevergütung als diejenigen, die ihren erzeugten Strom teilweise selbst nutzen. Mit dieser eigenständigen Säule sollen Anreize zur Vollbelegung von Dachflächen gesetzt werden und eine Alternative für Fälle geschaffen werden, in denen Eigenversorgung im Rahmen der bekannten Eigenverbrauchsmodelle (noch) nicht möglich oder wirtschaftlich genug ist, weil z.B. Wärmepumpe oder Elektromobilität zu einem späteren Zeitpunkt im Haushalt Einzug erhalten sollen und dabei solange auf eine immer noch relativ kostenintensive heimische Batteriespeicherlösung verzichtet werden kann.
Mittel-bis langfristig sollten Sie Ihr Heizsystem auf regenerative Energiequellen umstellen. Es empfiehlt sich meist auf Wärmepumpentechnik umzusteigen bzw. Ihre noch tüchtige Gasheizung im Hybridbetrieb mit einer Wärmepumpe ergänzen. Entgegen der vorherrschenden Meinung, ist für den sinnvollen Betrieb einer Wärmepumpe eine Fußbodenheizung auch im Altbau nicht zwingend notwendig. Bitte prüfen sie ggf. auch die Möglichkeiten einer verbesserten Wärmedämmung in Ihrem Heim.
Welche Sofortmaßnahmen Sie zur Dämmung und Einsparung umsetzen können, führen wir auch für die Wohnungsmieter im Folgenden auf, denn Heizkurvenanpassung und Dämmung sind in Mietwohnungen für Mieter eher schwierig anzugehende Vorhaben. Aber auch schon Wärmereflexionsfolie hinter den Heizkörpern können beim Sparen helfen. Entlüften Sie Ihre Heizkörper zu Saisonbeginn und Stoßlüften Sie nur zweimal täglich intensiv, halten Sie sonst Fenster und Türen in der Heizperiode geschlossen. Die konsequente Raumtemperaturabsenkung auf 18 oder 19 Grad in Verbindung mit einer Zusatzmöglichkeit zur punktuellen Raumtemperaturerhöhung in häufig genutzten Räumlichkeiten wird ihre Heizkosten enorm senken, wenn Sie es richtig machen. Auch wenn wir als Verein den Einsatz von elektrischen Direktheizungen kritisch sehen, weil die Gefahr von Stromengpässen im Winter ansteigt, verweisen wir dennoch notfalls auf eine Infrarotheizpaneele, die punktuell für eine bedarfsorientierte Raumtemperaturerhöhung sorgt. Diese Infrarotheizgeräte haben einen günstigen Anschaffungspreis und einen hohen Wirkungsgrad, nahezu 100% der Elektroenergie werden in Wärme umgesetzt. Abhängig von der Leistung werden Neugeräte ab 80 Euro angeboten. Der Vorteil an Infrarotheizungen ist, dass sie wartungsfrei sind und durch ihre Eigenschaft ein gewohntes Wärmegefühl vermitteln, ohne die ganze Raumluft aufzuheizen Denn im Gegensatz zum Heizlüfter wirkt die Strahlungswärme auf feste Körper, wie Möbel oder Menschen ein, so wie unsere Sonne es tut. Infrarotheizungen sind sparsam und auch günstig, wenn man diese Geräte gezielt nur dort nutzt, wo man sie im Moment benötigt. Wichtig ist also, dass das Infrarotheizgerät wirklich nur dann eingeschaltet ist, wenn sich eine wärmebedürftige Person im Wirkungsfeld des Gerätes befindet. Hier bieten sich besonders mobile Lösungen an, die schnell und einfach in der Wohnung dorthin umziehen können, wo sie grade gebraucht werden.
Um den höheren Stromverbrauch und die höheren Strompreise übers Jahr etwas abzufedern,sollten Sie ferner über Anschaffung und Betrieb eines Balkonkraftwerks nachdenken. Hierbei handelt es sich um genehmigungsfreie Photovoltaik-Kleinstkraftwerke, die aus einem oder zwei Solarmodulen bestehen, die in Ihre Haushaltssteckdose gesteckt, den Stromzähler langsamer laufen lassen. Somit kann der Grundverbrauch von Kühlschrank, Gefriertruhe und sonstigen Geräten im Dauerbetrieb abgedeckt werden. Je nach Leistung, Größe und Modulanzahl kosten diese Kleinstanlagen im Komplettset zwischen 400 und 1800 Euro. Entgegen der landläufigen Meinung müssen diese Anlagen auch nicht zwangsläufig durch einen Fachmann angeschlossen werden. Varianten, die direkt in die Wandsteckdose gesteckt werden, sind zwar nicht „normkonform“ aber ebenfalls zulässig. Diese Art von Anlagen sind besonders einfach und schnell installiert, da zuvor keine Wieland-Steckdose angebracht werden muss. Sollten Sie sich bei dieser nicht normkonformen Anlage Sorgen um Ihre Sicherheit machen, können Sie einfach einen Personenschutzschalter und/oder eine zusätzliche Sicherung zwischenschalten. Eine wasserresistente Variante eines FI-Schutzschalters, die Sie zuvor in die entsprechende Steckdose stecken, kostet ca. 20 Euro. Experten der Verbraucherzentrale halten den Betrieb von Balkonkraftwerken mit einfachen Schuko-Steckern ohne zusätzliche Absicherung für sicher, wenn es sich bei dem Kleinstkraftwerk um einen normkonformen Wechselrichter mit NA-Schutz handelt. Rund um Anschluss und Anmeldung der Mini-PV-Anlagen gibt es viele Gerüchte und Unwahrheiten, doch lassen Sie sich nicht davon abbringen. Auch die Anmeldung ist tatsächlich nur eine kurze Anmeldung, die Sie beispielsweise per e-Mail an Ihren Versorger senden. Sie brauchen keine Genehmigung. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass je mehr Instanzen (Bauamt, Vermieter, Grundversorger) Sie um Erlaubnis fragen, Sie eine negative Antwort bekommen können. Wenn Sie die Anlage so montieren, dass diese rückstandslos entfernt und abgebaut werden kann, handelt es sich auch keinesfalls um eine bauliche Veränderung auf Ihrem Balkon oder Terrasse.
Unabhängig davon ob Sie ein Balkonkraftwerk betreiben wollen, können Sie sich mit anderen Parteien in ihrem Wohnhaus zusammenschließen um langfristig zu versuchen gegenüber dem Vermieter den Bau einer Mieterstromsolaranlage zu veranlassen.
Abschließend finden Sie hier noch einmal die weiterführenden Links zur Vertiefung der einzelnen Themen als Übersicht:
Energiepreiskrise – Informationen und Beratungsangebote der Verbraucherzentrale
Hohe Preise für Gas und Benzin: Die 24 besten Energiespartipps
Geld sparen beim Gas: Tipps vom Heizungsbauer
Hinweise zum hydraulischen Abgleich von der Verbraucherzentrale
Wärmepumpen-Lösungen für einen Altbau vom Fachmedium über Energieeffizienz
Youtube-Video über richtiges Heizen: In 13 Schritten Geld und Energie sparen
Unterschiede zwischen Infrarotheizung und Infrarotstrahler – Vor- und Nachteile erklärt
Eine detaillierte Zusammenfassung über Balkonkraftwerke
weiterführende Hinweise zum Mieterstrommodellhttps://erneuerbare-energie.de/nachhaltige-energien/solarenergie/photovoltaik/mieterstrom/