Energietisch Dessau

Bürgerschaftliche Initiative für den Klimaschutz

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Mit einer Bürgerenergiegenossenschaft die Energiewende vor Ort gestalten

Wie die DeBEG eG in Dessau-Roßlau Bürgerbeteiligung und Klimaschutz verbinden möchte

Die Energiewende ist längst keine abstrakte Zukunftsvision mehr – sie passiert hier, jetzt und vor unserer Haustür. Damit sie grade in diesen politisch und gesellschaftlich herausfordernden Zeiten erfolgreich und sozial gerecht gelingt, braucht es mehr als große Windparks und staatliche Programme: Es braucht engagierte Bürgerinnen und Bürger, die Verantwortung übernehmen – gemeinsam, lokal und transparent. Genau das ermöglichen landesweit Initiativen wie die Dessauer BürgerEnergieGenossenschaft Mittelelbe eG (DeBEG).

Energie in Bürgerhand

Die DeBEG wurde im vergangenen Herbst auch aus Mitgliedern des Energietisch Dessau heraus gegründet, um die Energiewende in Dessau-Roßlau und Umgebung aktiv mitzugestalten. Ihr Ziel: regionale erneuerbare Energieprojekte in Bürgerhand umzusetzen, demokratisch organisiert und mit echtem Mehrwert für die Kommune. Dabei geht es nicht nur um sauberen Strom, sondern auch um Teilhabe und regionale Wertschöpfung.

Mitglieder beim Unterzeichnen der Satzung zur Gründung der Dessauer BürgerEnergieGenossenschaft Mittelelbe eG

Klimaschutz mit sozialem Rückgrat

Die DeBEG wird vor allem in Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden, Vereinsdächern und sozialen Einrichtungen investieren. Bürgerinnen und Bürger können sich mit kleinen oder größeren Beträgen beteiligen und so Teil der Energiewende werden. Die Erlöse fließen zurück in die Genossenschaft und werden für neue Projekte oder als Dividende an die Mitglieder ausgeschüttet.

Auch wenn die DeBEG eG derzeit noch keine eigene Anlage in Betrieb hat, laufen bereits konkrete Planungen für erste Projekte. Sie zeigen beispielhaft, wie verantwortungsvoller Klimaschutz und soziale Verantwortung zusammenfinden können. Diese Verbindung aus Gemeinwohlorientierung und Klimaschutz ist ein Markenzeichen der DeBEG, die weiterhin ausschließlich von ehrenamtlichen, unentgeltlich arbeitenden Mitgliedern mit Enthusiasmus und langem Atem getragen wird.

Kooperation statt Konkurrenz

Die DeBEG strebt eine enge Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, lokalen Initiativen wie dem Energietisch Dessau und weiteren Akteuren in der Region an. Erste Weichen dafür sind gestellt. Ziel ist ein gemeinsamer Fahrplan für eine dezentrale, demokratische und klimafreundliche Energieversorgung. Dabei hat die Bürgerenergiegenossenschaft kein Interesse, als Konkurrenz zu den Stadtwerken aufzutreten, sondern betont im Sinne des Klimaschutzes die Zusätzlichkeit bei der Errichtung neuer Anlagen, die ohne die Förderung der DeBEG nicht möglich wären, weil sie für andere Marktteilnehmer zu unattraktiv erscheinen.

Warum Bürgerenergie in den Kommunen so wichtig ist

  • Klimaziele erreichen wir nur gemeinsam. Kommunale Flächen sind ideal für PV- und Wärmelösungen.
  • Demokratisierung der Energieversorgung. Bürgerenergiegenossenschaften schaffen Transparenz und Vertrauen.
  • Regionale Wertschöpfung. Gewinne bleiben vor Ort, statt an Konzerne abzufließen.
  • Soziale Teilhabe. Auch Menschen ohne eigenes Dach können sich an der Energiewende beteiligen.

Der Energietisch Dessau unterstützt die Vision einer lokalen, gerechten Energiewende. Bürgerenergie ist dabei kein Randthema, sondern der Schlüssel zur Akzeptanz und zum Erfolg. Um diese Akzeptanz weiter zu stärken und die Energiewende in der Stadtgesellschaft zu verankern, plädieren wir nachdrücklich dafür, kommunale Dach- und Freiflächen gezielt für Bürgerenergieprojekte auszuschreiben. Die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern schafft nicht nur Vertrauen, sondern sorgt auch dafür, dass die Wertschöpfung vor Ort bleibt – sozial, wirtschaftlich und ökologisch. Die Stadt hat es in der Hand, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen und damit ein starkes Signal für Klimaschutz in Bürgerhand zu geben.

Kommentar: MZ Artikel 24./26.10.19 „Zahnloser Tiger“ und „Klimaschutzmanager – Keine Mitsprache für Stadträte“

Neues Klimaschutzmanagement jetzt nicht zerreden
Ein Blick ins Jahr 2030: Dessau-Roßlau hat nach schwierigen Jahren eine ungemein positive Entwicklung genommen. Ideenreichtum, Selbstbewusstsein, der Blick nach vorn und ein konstruktives, vertrauensvolles Miteinander prägen das städtische Miteinander. Dessau-Roßlau ist nun auf dem Weg, sich als Modellstadt für Umwelt und Nachhaltigkeit zu etablieren.
Der Anfang dieser Entwicklung war allerdings geprägt von breiten Diskussionen, teils von Kleinmut oder Streiterei.
So auch jetzt in der Frage, welche Befugnisse – und damit verbunden die Vergütung – die neue Klimaschutzmanagerin/ der neue Klimaschutzmanager erhalten soll. Allen Beteiligten ist dabei klar: Die Stadt benötigt eine nicht unerfahrene Persönlichkeit, die sich in einem herausfordernden kommunalen Umfeld thematisch behaupten kann und neben fachlicher Expertise zum Beispiel auch Fähigkeiten in der Prozessgestaltung und der Kommunikation mitbringt. Interessierte für diese Position werden umgekehrt das Aufgaben- und Kompetenzprofil für das Klimaschutzmanagement kritisch prüfen, einschließlich der Stellendotierung. Zurecht: Denn das Arbeitsspektrum ist aller Voraussicht durchaus mindestens dem eines Referenten würdig.
Aber was zeigt nun das Beharren des Oberbürgermeisters auf seiner Entscheidungskompetenz hinsichtlich Aufgabenprofil und Doterierung des neuen Klimaschutzmanagements? Immerhin ließ er im Stadtrat durchblicken, dass man hier nicht über ein Luxusproblem sprechen würde. Mit der neuen Stelle werden daher wohl zunächst lediglich Prioritäten innerhalb der Stadtverwaltung angepasst. Vermutlich genau so weit, wie sensible Begehrlichkeiten von Teilen des Stadtrates und der Verwaltung nicht über Gebühr zurückgestellt werden müssen.
Der Energietisch Dessau empfiehlt: Jetzt politische Realitäten nicht aus dem Blick verlieren und das offensichtlich Machbare nutzen für weitere Schritte. Denn außerhalb des Stadtrates haben Unterstützer eines starken Klimaschutzmanagements sehr wohl wahrgenommen, dass fraktionsübergreifend weite Teile des Stadtrates für ein noch stärkeres Klimaschutzengagement offen sind. Das ist eine sehr gute Basis für die Zukunft. Daher: Das neue Klimaschutzmanagement jetzt nicht zerreden.