Reduktion von Personenverkehr und Gütertransport
= mehr Lebensqualität + effizienter Klimaschutz

Veranstaltung des Energietisch Dessau e.V.
mit Winfried Wolf am Montag, dem 16. September,

in Dessau, Hörsaal Umweltbundesamt  19 Uhr

Hamburg, Hamburger Hafen, Container Frachter
Containerschiff im Hamburger Hafen © Julius_Silver

Spätestens nach den letzten zwei Hitze-Sommer dürfte auch hierzulande klar sein: Die Klimaerwärmung droht in eine Klimakatastrophe umzuschlagen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Verkehrssektor – und zwar der Personenverkehr ebenso wie der Gütertransport.

Die gängigen Rezepte lauten: Man bräuchte einen Austausch des Antriebs von Pkw, Bussen und Lkw („e-mobility“) und eine Stärkung von öffentlichem Verkehr im Allgemeinen und der Schiene  im Besonderen.

Doch reicht das aus? Der Referent verneint dies. Elektroautos brächten kaum CO-2-Minderung; damit würden vor allem die Städte mit noch mehr Autos zugestellt. Eine reine Verlagerung z.B. des Lkw-Verkehrs auf die Schiene sei bereits rein technisch gar nicht realisierbar. Seine Hauptthese lautet: In erster Linie müssen der Personenverkehr und der Gütertransport deutlich reduziert werden. Ziel sei eine „Verkehrspolitik der drei V“: Verkehre VERMEIDEN, Verkehrs- und Transportwege VERKÜRZEN, verbleibende Verkehre (auf Füße, Pedale und „Öffis“) VERLAGERN.

Die Menschen sind heute nicht mobiler als sie es in den 1970er Jahren waren. Doch sie legen im Jahr fast doppelt so viele Kilometer motorisiert zurück wie damals. Unser Lebensstandard ist heute nicht wesentlich höher als damals. Doch der Lkw-Verkehr hat sich allein seit 1992 verdoppelt. Durch die Zerstörung von „Nähe“, von kleinteiligen Strukturen, durch eine zerstörerische Globalisierung und durch Dumpingpreise im Gütertransport erleben wir eine Verkehrs- und Transportinflation. Es wurden Strukturen entwickelt, die zu einem „erzwungenen Verkehr“ und zu einer immer größeren „Transportintensität“ führten.

Hier muss als erstes angesetzt werden – durch die Reduktion von Verkehr und Transporten. Dies trägt – unter anderem durch weniger Lärm, weniger Gesundheitsbelastung, weniger Stress – auch zu einer höheren Lebensqualität bei. Vor allem ist dies die entscheidende Strategie für wirksamen Klimaschutz. Eine radikale Verkehrswende steht auf der Tagesordnung. Nur auf diese Weise kann die rasante Fahrt in die Klimakatastrophe gestoppt werden. Eine Verkehrswende ist damit Teil einer nachhaltigen und solidarischen Welt, für die wir uns engagieren.

Winfried Wolf ist Chefredakteur von Lunapark21 – Zeitschrift zur Kritik der globalen Ökonomie. Er war 1994 bis 2002 Mitglied des Deutschen Bundestags. Er ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von Attac Deutschland. Im März 2019 erschien: Winfried Wolf, Mit dem Elektroauto in die Sackgasse. Wie die Elektromobilität den Klimawandel beschleunigt (Promedia Wien, 220 Seiten; 17,90 Euro). Im April 2019 neu erschienen: Winfried Wolf, abgrundtief + bodenlos. Stuttgart21, sein absehbares Scheitern und die Kultur des Widerstands (PapyRossa Köln, 380 Seiten; 20 Euro). Im Oktober 2019 erscheint: Bernhard Knierim/Winfried Wolf, Abgefahren. Warum wir eine neue Bahnpolitik brauchen (PapyRossa, Köln, 240 Seiten, 18 Euro).